Lehrende: Dr. phil. Suzana Alpsancar; Dr. Heinwig Lang
Veranstaltungsart:
Proseminar
Orga-Einheit: FB02 / Philosophie (Institut)
Anzeige im Stundenplan:
AristotelesLeibniz
Fach:
Anrechenbar für:
Semesterwochenstunden:
2
Unterrichtssprache:
Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl:
- | -
Lehrinhalte:
Voll und leer sind zwei extreme Attribute, die einem Raum zugeschrieben werden, je nachdem er materielle Körper enthält oder nicht. Die Frage, ob ein Raum immerzu voll sein muss oder auch absolut leer sein kann, ist keineswegs leicht zu beantworten. Selbst bei einem Klassenraum kann ‚voll’ oder ‚leer’ Verschiedenes bedeuten. Ist er leer, wenn keine Schüler anwesend sind, oder wenn das gesamte Mobiliar entfernt ist? Im naturphilo¬sophischen Diskurs bezieht sich ‚materielle Körper’ nicht auf lebens¬weltliche Dinge oder Personen, sondern auf wissenschaft¬liche oder möglicherweise metaphysische Gegenstände.
Im Zentrum dieses Proseminars steht die Frage, was unter „Materie“ verstanden wird, und welche zentralen Positionen die Naturphilosophie von der Antike bis zur Aufklärung dazu bezieht. Zur Verhandlung stehen die Begriffe von Raum, Ort, Ausdehnung, Teilbarkeit, Bewegung, Ruhe, Leere und Masse, aus deren Konstellationen sich das jeweilige Verständnis von Materie konstituiert: Besteht die Materie aus kleinsten Teilchen (Atomen), und ist sie aus wenigen Grundstoffen (Elementen) zusammengesetzt? Ist ihr Wesen Schwere, Ausdehnung, Trägheit, Passivität oder Aktivität? Wie kommt es zum Phänomen der Bewegung und was bedeutet es, wenn sich ein Körper im Ruhezustand befindet?
Diese Streitfragen, die aus heutiger Sich in die Geschichte der Physik gehören, stehen in engem Zusammenhang mit der wissenschaftlichen Erforschung der Natur und mit klassischen Fragen der Philosophiegeschichte nach der Einordnung des Menschen in ein System der Natur und nach dem Verhältnis von Körper und Seele. Von daher spielen auch die Fragen im Seminar eine Rolle, wie wir überhaupt ein Wissen über die Natur erlangen können und wie sich die Auffassung von dem, was jeweils als wissenschaftliche Methode der Naturerkenntnis galt, von Aristoteles zu Newton verändert hat.
Literatur:
Einen Überblick über wissenschaftshistorische Entwicklungen der zentralen Begriffe bieten in verschiedener Hinsicht:
Max Jammer, Das Problem des Raumes
Max Jammer, Der Begriff der Masse in der Physik
Alexandre Koyré, Von der geschlossenen Welt zum unendlichen Universum
Károly Simonyi, Kulturgeschichte der Physik
Zu empfehlen sind weiterhin die geläufigen Einführungen in die Philosophie Aristoteles (z.B. von Ottfried Höffe) und zur neuzeitlichen "Revolution" (z.B. von Hans Poser die Einführungen zu Descartes und Leibniz).
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