03-01-4171-se Nicht-Nachhaltigkeit Verstehen als Allgemeinbildung

Veranstaltungsdetails

Lehrende: Prof. Dr. phil. Peter Euler

Veranstaltungsart: Seminar

Orga-Einheit: FB03 / Allgemeine Pädagogik und Berufspädagogik (Institut)

Anzeige im Stundenplan: 03-01-4171-se

Fach:

Anrechenbar für:

Semesterwochenstunden: 2

Unterrichtssprache: Deutsch

Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 41

Lehrinhalte:

Inhalt des Seminars

Die Umweltkrise ist zur katastrophalen Normalität geworden und daher auch die Forderung nach einer sog. „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ im Bildungssystem angekommen, aber eben als was? Der Name darf nicht schon als Einlösung des in ihm enthaltenen Versprechens auf eine nachhaltige Entwicklung begriffen werden.

Eine ernsthafte und sachliche Erfüllung des Anspruchs die mit dem Verstehen gestellt ist, ergibt sich allererst über die Genesis einer Sache, also darüber, dass man erfährt wie eine Sache entstand und worin die Gründe für Ihre Entwicklung liegen. Das ergibt für den Fall der Nachhaltigkeit innerhalb der institutionalisierten Bildung:
„die Aufgabe im Fachunterricht, im schulischen Leben und in außerschulischen Vernetzungen die fachlichen und politischen Dimensionen der Gründe für eine nichtnachhaltige Entwicklung sachlich angemessen zu erarbeiten, um sie zu verstehen und um dadurch Perspektiven sowohl für das individuelle Handeln als auch für die Möglichkeiten kollektiven Handelns zu gewinnen.“ (Euler, 2014, S. 172)

Die Treiber der zerstörerischen Nicht-Nachhaltigkeit in all ihren ökologisch-sozialen Auswirkungen ist die tendenziell totale Kapitalisierung. Die bloß grüne Modernisierung dieses neoliberalen Systems steht allerdings im Widerspruch zu einer überfälligen grundsätzlichen Systemtransformation, die sich an den biophysikalischen Grenzen des planetaren Systems orientiert und menschheitlich ein Leben in Würde, Gerechtigkeit und Frieden sichert.

Von einer „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ im Bildungsbereich zu sprechen, ist daher gegenwärtig objektiv-vermessen. Die Implementation des BNE-Konzepts in die herrschende Bildungsreform verlangt daher zunächst eine kritische Einschätzung derselben. Folgt die Schulpolitik überhaupt dem Grundsatz einer Allgemeinbildung für Alle? Strebt sie überhaupt noch eine Schule an, die mit den Worten von J. A. Comenius, dem Nestor der Aufklärungspädagogik, eine „Werkstatt der Menschlichkeit“ zu sein?

Das aber bedeutete sich am pädagogischen Prinzip des Verstehens der Welt zu orientieren. Verstehen i.S. der von Martin Wagenschein begründeten Tradition wiederum erfordert genetisches Lehren.

Für die Thematik des Seminars bedeutete das, die tatsächliche nicht-nachhaltige Entwicklung zu verstehen und auch zu fragen, inwiefern die bisherige Schul- und Bildungspolitik nicht auch Anteil an dieser problematischen Entwicklung hat.

Didaktisch hat eine solche Bildungsarbeit an den Denk-und Erkenntniswegen der Nachhaltigkeitsforschung selbst anzusetzen, z.B. an der Genese vom Konsum zur Produktion und zurück unter den Aspekten der materialen, energetischen und sozioökonomischen Bedingungen und Bedingungen dieser Prozesse. Das bedeutet, dass „Nachhaltigkeit“ nicht als ein besonderer Unterrichtsgegenstand zu begreifen ist, sondern als eine kritische Perspektive auf die herrschenden Fehlentwicklungen und dies bezogen auf alle Inhalte allgemeiner und beruflicher Bildung, eben i.S. der Ermöglichung von Bildung als „reflektierter Sachkompetenz“.

Einführend empfohlenen Literatur:
Kehren, Yvonne, 2021. Bildung für nachhaltige Entwicklung [online]. socialnet Lexikon.
Bonn: socialnet, 13.08.2021 [zugriff am: 24.02.2022]. Verfügbar unter: https://www.socialnet.de/lexikon/Bildung-fuer-nachhaltige-Entwicklung

Euler, Peter (2022): „Nicht-Nachhaltige Entwicklung“ und ihr Verhältnis zur Bildung. Das Konzept „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ im Widerspruch von Systemmodernisierung und grundsätzlicher Systemtransformation. In: Christian Michaelis & Florian Berding (Hg.): Berufsbildung für nachhaltige Entwicklung. Umsetzungsbarrieren und interdisziplinäre Forschungsfragen. Bielefeld: wbv, S. 71-88. Verfügbar unter: www.wbv.de/ISBN/9783763970438



Struktur des Seminars

I Beginn des Seminars:
Erste Erläuterungen des Seminartitels und die Vorstellung meines Vorschlags zur Gestaltung des Seminars finden in der ersten Veranstaltung statt.

Das Seminar ist nach Studienordnung im „VeNN-Modul“ angesiedelt.
LaG 2017:Vernetzungsbereich:
Modulname: Pädagogisches Verstehen von Naturwissenschaft und nachhaltiger Entwicklung
https://www.humanw.tu-darmstadt.de/media/humanwissenschaften/pruefungssekretariat/aushang/2021/MHB_Grundwissenschaften_2017_LaG_2019_07_05_v1.pdf

LaG 2021: Grundwissenschaften im Vernetzungsbereich
Modulname: Pädagogisches Verstehen von Naturwissenschaft und nachhaltiger Entwicklung
https://www.humanw.tu-darmstadt.de/media/humanwissenschaften/pruefungssekretariat/aushang/2021/Modulhandbuch_LaGgesamt_20201014_v1.pdf

Die Begründung und Beschreibung des Moduls
Pädagogisches Verstehen von Naturwissenschaft und Nachhaltigkeit – VeNN -
durch die Wissenschaftler:innen des Arbeitsbereichs: Eckert, Euler, Kehren, Winkler
finden Sie auf der HP des Arbeitsbereiches unter https://www.abpaed.tu-darmstadt.de/media/abpaed___anu/Venn_-_Paedagogisches_Verstehen_von_Naturwissenschaft_und_Nachhaltigkeit.pdf

In der ersten Sitzung können auch all die Fragen besprochen werden, die Sie zu Form und Inhalt des Seminars haben.


II Vorlesungsteil des Seminars:
Zu Beginn der gemeinsamen Texterschließungen im Seminar möchte ich mit einem Vorlesungsteil über die ersten 3 Sitzungen beginnen. Die Vorlesung erfolgt in drei Abschnitten:

Erster Teil
Entstehung – Begründung –Widersprüche der UN-Nachhaltigkeitspolitik

Zweiter Teil
Das Konzept und Widersprüche einer „Bildung für nachhaltige Entwicklung“

Dritter Teil
Verstehen als Prinzip der Pädagogik und von Nicht-Nachhaltiger-Entwicklung im Besonderen


III Darlegungen und Interpretationen von wichtigen Texten zum Seminarthema
Hierfür wird eine Liste ausgewählter Texte auf Moodle zur Verfügung gestellt.


Studienleistung / Modulprüfung

Die permanente aktive Teilnahme am Seminar ist die notwendige Voraussetzungen zur erfolgreichen Teilnahme des Seminars (Studienleistung).
Die Ablegung einer Modulprüfung in diesem Seminar kann wie folgt geschehen:
a) durch eine von mir bewertete Präsentation (eines Fachartikels oder von Teilen eines Fachbuches)  im Verlauf des Seminars bzw. durch einige kleinere Lektürevorbereitungen bzw. auch Vergegenwärtigungen von Sitzungen des Seminars, schriftlich auf Moodle;
b) durch eine eigenständige Hausarbeit im Themenbereich. Letzteres gilt nur, wenn die Zahl der Teilnehmer:innen zu hoch ist, um allen über die aktive Gestaltung im Seminar den Erwerb der Modulprüfung zu gestatten.

Nachhaltigkeitsbezug der Veranstaltungsinhalte:

Nicht-Nachhaltigkeit Verstehen als Allgemeinbildung


Zum Inhalt des Seminars

Die Umweltkrise ist zur katastrophalen Normalität geworden und daher auch die Forderung nach einer sog. „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ im Bildungssystem angekommen, aber eben als was? Der Name darf nicht schon als Einlösung des in ihm enthaltenen Versprechens auf eine nachhaltige Entwicklung begriffen werden.

Eine ernsthafte und sachliche Erfüllung des Anspruchs die mit dem Verstehen gestellt ist, ergibt sich allererst über die Genesis einer Sache, also darüber, dass man erfährt wie eine Sache entstand und worin die Gründe für Ihre Entwicklung liegen. Das ergibt für den Fall der Nachhaltigkeit innerhalb der institutionalisierten Bildung:
„die Aufgabe im Fachunterricht, im schulischen Leben und in außerschulischen Vernetzungen die fachlichen und politischen Dimensionen der Gründe für eine nichtnachhaltige Entwicklung sachlich angemessen zu erarbeiten, um sie zu verstehen und um dadurch Perspektiven sowohl für das individuelle Handeln als auch für die Möglichkeiten kollektiven Handelns zu gewinnen.“ (Euler, 2014, S. 172)

Die Treiber der zerstörerischen Nicht-Nachhaltigkeit in all ihren ökologisch-sozialen Auswirkungen ist die tendenziell totale Kapitalisierung. Die bloß grüne Modernisierung dieses neoliberalen Systems steht allerdings im Widerspruch zu einer überfälligen grundsätzlichen Systemtransformation, die sich an den biophysikalischen Grenzen des planetaren Systems orientiert und menschheitlich ein Leben in Würde, Gerechtigkeit und Frieden sichert.

Von einer „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ im Bildungsbereich zu sprechen, ist daher gegenwärtig objektiv-vermessen. Die Implementation des BNE-Konzepts in die herrschende Bildungsreform verlangt daher zunächst eine kritische Einschätzung derselben. Folgt die Schulpolitik überhaupt dem Grundsatz einer Allgemeinbildung für Alle? Strebt sie überhaupt noch eine Schule an, die mit den Worten von J. A. Comenius, dem Nestor der Aufklärungspädagogik, eine „Werkstatt der Menschlichkeit“ zu sein?

Das aber bedeutete sich am pädagogischen Prinzip des Verstehens der Welt zu orientieren. Verstehen i.S. der von Martin Wagenschein begründeten Tradition wiederum erfordert genetisches Lehren.

Für die Thematik des Seminars bedeutete das, die tatsächliche nicht-nachhaltige Entwicklung zu verstehen und auch zu fragen, inwiefern die bisherige Schul- und Bildungspolitik nicht auch Anteil an dieser problematischen Entwicklung hat.Didaktisch hat eine solche Bildungsarbeit an den Denk-und Erkenntniswegen der Nachhaltigkeitsforschung selbst anzusetzen, z.B. an der Genese vom Konsum zur Produktion und zurück unter den Aspekten der materialen, energetischen und sozioökonomischen Bedingungen und Bedingungen dieser Prozesse. Das bedeutet, dass „Nachhaltigkeit“ nicht als ein besonderer Unterrichtsgegenstand zu begreifen ist, sondern als eine kritische Perspektive auf die herrschenden Fehlentwicklungen und dies bezogen auf alle Inhalte allgemeiner und beruflicher Bildung, eben i.S. der Ermöglichung von Bildung als „reflektierter Sachkompetenz“.

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moodle

Literatur
Termine
Datum Von Bis Raum Lehrende
1 Mi, 13. Apr. 2022 14:25 16:05 S113/118 Prof. Dr. phil. Peter Euler
2 Mi, 20. Apr. 2022 14:25 16:05 >Digitaler Veranstaltungstermin Prof. Dr. phil. Peter Euler
3 Mi, 27. Apr. 2022 14:25 16:05 >Digitaler Veranstaltungstermin Prof. Dr. phil. Peter Euler
4 Mi, 4. Mai 2022 14:25 16:05 >Digitaler Veranstaltungstermin Prof. Dr. phil. Peter Euler
5 Mi, 11. Mai 2022 14:25 16:05 S113/118 Prof. Dr. phil. Peter Euler
6 Mi, 18. Mai 2022 14:25 16:05 S113/118 Prof. Dr. phil. Peter Euler
7 Mi, 25. Mai 2022 14:25 16:05 S113/118 Prof. Dr. phil. Peter Euler
8 Mi, 1. Jun. 2022 14:25 16:05 S113/118 Prof. Dr. phil. Peter Euler
9 Mi, 8. Jun. 2022 14:25 16:05 S113/118 Prof. Dr. phil. Peter Euler
10 Mi, 15. Jun. 2022 14:25 16:05 S113/118 Prof. Dr. phil. Peter Euler
11 Mi, 22. Jun. 2022 14:25 16:05 S113/118 Prof. Dr. phil. Peter Euler
12 Mi, 29. Jun. 2022 14:25 16:05 S113/118 Prof. Dr. phil. Peter Euler
13 Mi, 6. Jul. 2022 14:25 16:05 S113/118 Prof. Dr. phil. Peter Euler
14 Mi, 13. Jul. 2022 14:25 16:05 S113/118 Prof. Dr. phil. Peter Euler
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Prof. Dr. phil. Peter Euler