Lehrende: Apl. Prof. Dr. Volkhard Huth
Veranstaltungsart: Übung
Orga-Einheit: FB02 / Geschichte (Institut)
Anzeige im Stundenplan: 02-04-0330-ue
Fach:
Anrechenbar für:
Semesterwochenstunden: 2
Unterrichtssprache: Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 20
Literatur:
Offizielle Kursbeschreibung: ›Häresien‹ sind ein großes Thema der mittelalterlichen Geschichte, und das auch keineswegs nur innerhalb des Christentums. Der zugrundeliegende griechische Begriff umschreibt eine gewählte Denkart, eine vorsätzliche Denkweise; erst das aus dem Lateinischen stammende Wort ›Sekte‹ gilt explizit der schulischen Ausformung, im Sinne von ›Lehre‹, ›Schule‹. Immerhin ist ein ›Häretiker‹ bereits in hellenistischer Zeit der Anhänger einer solchen Sondermeinung, und auch ein Mitglied der noch jungen Christengemeinde konnte anfänglich mit dieser Benennung belegt werden. Die Christen setzten sich freilich alsbald selbst gegenüber anderen Gruppen ab, deren Mitglieder aus christlicher Sicht als Häretiker galten und mit denen der Umgang tunlichst zu vermeiden war. Der Wandel des Christentums zur spätantiken Staatsreligion des römischen Reiches und die Abhaltung erster orthodoxer Konzilien schärften die christliche Lehrautoriät, suchten aber auch alle Kräfte abzustoßen, die sich ihr nicht unterwerfen wollten. Dieser Prozess begünstigte das Entstehen vom Bild der Häretiker als irrgläubigen Sonderlingen; einige Kirchenväter dehnten diese Stigmatisierung auch auf antike Philosophen aus. Wichtig ist der bewusst herausgestellte Gegensatz zur Kirche, der den Häresie-Begriff des Mittelalters und auch noch der frühen Neuzeit leitete. Häresien gab es viele, aber aus Sicht der Kirche war ihr gemeinsames Erkennungsmerkmal und damit auch der gemeinsame Grundzug ihrer Verworfenheit die Opposition gegen den kirchlichen Wahrheitsanspruch in Glauben, Lehre und Bildung. Mit jenen oppositionellen Gruppen, ihrer Selbst- wie Fremdwahrnehmung und ihrer teils rätselhaften, teils auch sehr dramatischen Geschichte wollen wir uns anhand von Zeugnissen aus Orient und Okzident von der Spätantike bis ins Spätmittelalter näher befassen.
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